Betriebskosteneinsparung durch Adiabate Befeuchtung in hygienekritischen Anwendungen – Blutzentrale des Österr. Roten Kreuzes in Linz

Abb. 45: Die 3.500 m² große Blutzentrale Linz

Abb. 46: Blick in ein Labor der Blutzentrale

Auf einer Fläche von 3.500 m² betreibt das Oberösterreichische Rote Kreuz in der Blutzentrale in Linz Reinräume der Klassen A bis D. Hier werden aus offenen Materialien Stammzellen und Gewebe hergestellt. Da in diesen Räumen sehr eng begrenzte Klimadaten und eine Mindestluftfeuchte von rund 50 % eingehalten werden müssen, wurden die bestehenden Dampfbefeuchtungssysteme in den RLT-Zentralen auf eine Hochdruckdüsen-Lösung umgerüstet.

Die Luftqualität, die Temperaturen und die Feuchte spielen in den 3.500 m² großen Produktionsstätten der Blutzentrale Linz/Österreich eine wichtige Rolle. Aufgrund der hochsensiblen Tätigkeiten wird für diese Räume per Gesetz sowohl anlagenspezifisch als auch hygienisch der höchste Standard gefordert. 

Bisher wurde die Zuluft für die Reinräume (Klassen A-D) mit elf isothermen Befeuchtersystemen befeuchtet. Hierbei wurde eine relative Feuchte von 45 % erreicht. Eingebaut waren diese in acht RLT-Anlagen mit einer maximalen Luftmenge von 135.000 m³/h. Die maximale Leistung der elf Luftbefeuchtersysteme betrug 780 kg/h. 

Energie- und Betriebskosten senken – Hygiene ohne Chemie gewährleisten

Bei der Suche nach alternativen Lösungen mussten besonders die engen rechtlichen Rahmenbedingungen der ÖNorm H6020 „Lüftungstechnische Anlagen für medizinisch genutzte Räume – Projektierung, Errichtung, Betrieb, Instandhaltung, technische und hygienische Kontrollen“ (2007) eingehalten werden. Die ÖNorm H6020 entspricht der deutschen VDI 6022, ist aber in Bezug auf Raumklima und Raumfeuchte eindeutiger formuliert und somit wesentlich strikter. Gleichzeitig lässt sie seit ihrer Novellierung im Jahr 2007 für Anwendungen im Krankenhausbereich nicht nur isotherme Befeuchtung, sondern auch alternative Systeme zu, wenn deren mikrobiologisch-hygienisch unbedenkliche Gleichwertigkeit mit der Dampfluftbefeuchtung durch ein Gutachten nachgewiesen wird. 

Im Zusammenspiel mit einer extern entwickelten chemiefreien Wasseraufbereitung ermöglicht das Hochdruckdüsen-Befeuchtungssystem ein den Vorschriften und Normen entsprechendes Gesamtsystem. Nach Abschluss einer 18-monatigen Testphase, konnten die oberösterreichischen Behörden von dem hohen hygienischen Standard der neuen adiabatischen Befeuchtungssysteme überzeugt werden. Dabei wurde auch die Gleichwertigkeit zu isothermen Systemen von einem gerichtlich zertifizierten Gutachter für Krankenhaushygiene attestiert.

Abb. 47: Blick in die Befeuchtungskammer im RLT-Gerät

Abb. 48: Technikraum der Blutzentrale mit RLT-Zentralgeräten und zwei Hochdruck-Befeuchtungsanlagen

Vorteile der Umrüstung 

  • Das Hochdruckdüsen-System überzeugte mit einer geringen Befeuchtungsstrecke, niedrigen Betriebskosten und einer fast „trockenen Befeuchtung“, d. h. es gibt keinerlei Niederschlag an den Kanalwänden, sondern lediglich einen geringen Verlustwasseranteil unmittelbar am Aerosolabscheider, der direkt abgeleitet wird. Erreicht wird dies durch den Einsatz von hochpräzisen Zerstäubungsdüsen und deren optimale Positionierung im Luftstrom.
  • Beim Betrieb der Hochdruck-Systeme gibt es eine zusätzliche kostenlose Abkühlung der Zuluft. Dadurch wird in der Klimaanlage der Energieaufwand zur Luftkühlung (Leistung des Wasserkühlsatzes) verringert. Bis heute wurden in der Blutzentrale Linz alle elf bestehenden Dampfluftbefeuchter auf acht adiabate Systeme umgerüstet. Die damit verbundenen Betriebskosteneinsparungen belaufen sich auf 86.331 € pro Jahr. Dadurch ergab sich eine Amortisationszeit von deutlich unter zwei Jahren.

Zusätzlich wurden zwei weitere RLT-Anlagen mit den adiabaten Systemen ausgestattet, sodass jetzt 158.000m³/h Zuluft mit einer Gesamtbefeuchtungsleistung von 1.100 kg/h befeuchtet wird. Weiteres Potential bietet sich durch die Nutzung der nun vorhandenen Pumpenstationen für eine ebenso umweltfreundliche wie kostensparende adiabate Abluftkühlung im Sommer an.

Zusammenfassung

Das beschriebene Komplettsystem wurde erstmals mit einer behördlichen Genehmigung in Reinräumen der Klassen A bis D eingesetzt und erlaubt damit auch die Verwendung im Krankenhaussegment. Durch die Koppelung der Systeme Wasseraufbereitung und Hochdruckdüsenbefeuchtung konnte eine Qualität erreicht werden, die einerseits den gesetzlichen Bestimmungen entspricht und andererseits im Rahmen von laufenden hygienischen Überprüfungen auch reproduktiv nachgewiesen werden kann.